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Was ist.. eine Färbung?

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    Till Heller
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Warum färben wir Gewebe?

Biologisches Gewebe ist von Natur aus weitgehend farblos und durchsichtig. Um unter dem Mikroskop Details erkennen zu können, muss es gefärbt werden. Verschiedene Färbemethoden machen unterschiedliche Strukturen sichtbar und ermöglichen so eine präzise Diagnose.

Die H&E-Färbung - Der Goldstandard

Die Hämatoxylin-Eosin-Färbung (H&E) ist die am häufigsten verwendete Färbemethode in der Histologie. Sie färbt:

  • Zellkerne blau-violett (Hämatoxylin)
  • Zytoplasma und andere Strukturen rosa-rot (Eosin)

Diese Zweifachfärbung ermöglicht einen guten Überblick über die Gewebestruktur und ist die Basis der histologischen Diagnostik.

Spezialfärbungen in der Pathologie

In der pathologischen Diagnostik werden Spezialfärbungen gezielt eingesetzt, um spezifische Gewebekomponenten oder Pathogene darzustellen und damit die Diagnosestellung zu unterstützen:

  • Bindegewebsfärbungen:

Elastika-Färbung: Visualisierung elastischer Fasern, z. B. bei Verdacht auf vaskuläre Pathologien oder Lungenemphysem. Masson-Trichrom: Hervorhebung von Kollagenfasern, häufig genutzt zur Beurteilung von Fibrose, z. B. in Leberbiopsien. Pikrosiriusrot: Darstellung und Differenzierung verschiedener Kollagentypen, insbesondere bei fibrotischen Prozessen.

  • Färbungen für Kohlenhydrate und Schleimstoffe:

PAS-Reaktion (Periodic Acid-Schiff): Nachweis von Glykogen, Schleimstoffen und Basalmembranen, z. B. bei der Diagnostik von Pilzinfektionen oder Speicherkrankheiten. Alcianblau: Spezifische Färbung für saure Mukopolysaccharide, eingesetzt bei der Untersuchung von Schleimhauterkrankungen oder Tumoren mit Schleimproduktion.

  • Färbungen zum Nachweis von Mikroorganismen:

Gram-Färbung: Klassifikation und Identifikation von Bakterien in Gram-positive und Gram-negative, z. B. in Abszessen oder Gewebebiopsien. Ziehl-Neelsen-Färbung: Darstellung säurefester Bakterien wie Mycobacterium tuberculosis, essenziell für die Tuberkulose-Diagnostik. Grocott-Färbung: Nachweis von Pilzen, z. B. bei invasiven Mykosen oder opportunistischen Infektionen. Diese Färbungen sind wichtige Werkzeuge, um morphologische Details zu betonen, die mit Standardfärbungen wie Hämatoxylin-Eosin (HE) nicht ausreichend sichtbar sind. Sie ermöglichen eine gezielte Diagnostik von Erkrankungen und pathologischen Prozessen.

Der Färbeprozess

Der Ablauf einer histologischen Färbung folgt meist diesem Schema:

  1. Fixierung des Gewebes
  2. Einbettung (meist in Paraffin)
  3. Anfertigung dünner Schnitte am Mikrotom
  4. Entparaffinierung
  5. Eigentliche Färbung
  6. Eindecken der Präparate

Moderne Methoden

Neben klassischen Färbungen gibt es auch moderne Techniken:

  • Immunhistochemie: Spezifischer Nachweis von Proteinen
  • In-situ-Hybridisierung: Nachweis bestimmter DNA/RNA-Sequenzen
  • Fluoreszenzmikroskopie: Darstellung mit fluoreszierenden Farbstoffen

Bedeutung für die Diagnostik

Die richtige Färbung ist entscheidend für:

  • Erkennung von Krankheiten
  • Unterscheidung verschiedener Gewebetypen
  • Identifizierung spezifischer Strukturen
  • Beurteilung von Therapieerfolgen

Fazit

Histologische Färbungen sind ein unverzichtbares Werkzeug in der modernen Medizin. Sie machen das Unsichtbare sichtbar und ermöglichen präzise Diagnosen. Die Weiterentwicklung von Färbemethoden trägt kontinuierlich zur Verbesserung der medizinischen Diagnostik bei.